(KELKHEIM, 24. Oktober 2012) – Mindestens 32 Menschen sind bei einem Angriff auf eine Schule in der nordnigerianischen Stadt Mubi am 1. Oktober 2012 ums Leben gekommen, vier weitere wurden schwer verletzt. Unter den Opfern waren örtlichen Gemeindeleitern zufolge hauptsächlich Studenten, aber auch ein muslimischer Wachmann.

Auch zum Beileidsbesuch des nigerianischen Staatspräsidenten Goodluck Jonathan am 15. Oktober sind die Motive der Attentäter noch immer unklar. Die radikal-islamische Terrorgruppe „Boko Haram“ hat sich bislang nicht zu dem Attentat bekannt, das sich in der rund 100.000 Einwohner großen Stadt Mubi im nigerianischen Bundesstaat Adamawa ereignete.

Zu dem Attentat kam es an Nigerias Unabhängigkeitstag, zwei Tage nach der Wahl eines neuen Vorsitzenden des Studentenwerks einer staatlichen Fachhochschule. Aus der Wahl war ein christlicher Student als Sieger hervorgegangen. Er wurde ebenso wie weitere gewählte christliche Studenten gezielt umgebracht.

Umgebracht aufgrund ihres Namens

Die Attentäter hatten mitten in der Nacht die Studenten aus ihren Wohnheimen herausgerufen und sie nach ihren Namen gefragt. Studenten mit einem christlichen Namen wurden sofort erschossen oder erstochen, aber auch Muslime, die nicht sicher genug im Zitieren von Koranversen waren, zählten zu den Opfern.

Einer der Überlebenden ist der Student Manasseh, der eine Schussverletzung und schwere Stichwunden erlitt. Von seinem Krankenbett aus sprach er mit einem Open Doors Mitarbeiter: „Sie forderten mich auf, meinen christlichen Glauben zu widerrufen; aber ich weigerte mich.“

Ein muslimischer Mitbewohner konnte unterdessen einige Koranverse zitieren und musste daraufhin den Raum verlassen. „Sie sagten, dass sie nur hinter den Ungläubigen her sind; diese würden alle an diesem Tag sterben. Dann schossen sie auf mich und schlitzten mir den Rücken auf“, schildert Manasseh den Hergang der Tat.

Christliche Leiter aus Nigeria äußerten ihren Unmut über den unzureichenden Schutz durch die Regierung. Pastor Gideon Para-Mallam sagte gegenüber Open Doors: „Hier geht es nicht nur um ein tragisches Ereignis; sie töten die Blüte unserer Jugend und die Zukunft unserer Nation.“ Vor dem Angriff hatten Dschihadisten Briefe unter den Christen verteilt und sie darin aufgefordert, ihren christlichen Glauben innerhalb der nächsten zwei Wochen zu widerrufen. Andernfalls drohten ihnen „tödliche Konsequenzen“. Open Doors konnte Einsicht in einen der Briefe nehmen. Er enthält auch eine Warnung davor, den Brief Dritten zu zeigen, da jegliche Veröffentlichung mit dem Tod bestraft würde.

Die „Christliche Vereinigung Nigerias“ vermutet „Boko Haram“ (zu Deutsch „westliche Erziehung ist Sünde“) hinter dem Attentat. Einige nigerianische und internationale Medien vermuten einen Zusammenhang zwischen den Studentenwahlen und dem Angriff.

Am Tag nach dem Attentat nahm die Polizei zahlreiche Studenten fest und behauptete, Mitglieder der „Boko Haram“ unter ihnen gefunden zu haben, die den Anschlag geplant haben sollen. Beweise gibt es jedoch keine.

Internet: www.opendoors.de