Ich mag das Lied „Lobet den Herren“ von Paul Gerhardt gerne. Wenn wir in der Bibel aufgefordert werden: „Ja, es ist gut, unserem Gott Loblieder zu singen! Ihn zu loben, macht froh und ist wunderschön!“ (Psalm 147, Vers 1; Neues Leben. Die Bibelübersetzung, Holzgerlingen, 2002), dann fragt man sich „Loblieder singen? Ich?“.

Dann lassen wir doch einfach andere singen und schmettern unseren eher nicht so tongenauen Anteil einfach mit.

Klassisches Kirchenlied Lobet den Herren (bei Youtube).

Falsches Gedankengut durch die Hintertür

In dem besagten Lied findet sich jedoch auch diese Strophe:

„Richt unsre Herzen, dass wir ja nicht scherzen
mit deinen Strafen, sondern fromm zu werden
vor deiner Zukunft uns bemühn auf Erden
Lobet den Herren“

 
Oh, das hört sich aber nach einem uns strafenden Gott an… Gott soll unsere Herzen richten? Wir sollen bloß vorsichtig sein, weil Gott sozusagen hinter der nächsten Wolke lauert, aufpasst, was wir machen, damit er uns sofort _strafen_ kann, wenn wir nicht fromm sind?

Deckt sich das mit den Aussagen der Bibel?
Nein. Wir müssen keine Angst (mehr) vor unserem Schöpfer haben.

Nach dem Tod von Jesus vor rund 2.000 Jahren an einem Kreuz in Jerusalem (damit wir nicht mehr verurteilt werden müssen) und seiner Wiederauferstehung von den Toten (so daß wir spirituell niemals sterben = niemals wieder von Gott entfernt sein werden), deckt sich eine Aussage wie oben genannte Strophe in keinster Weise mit dem, was Gott und Jesus uns zusagen.

„Also gibt es jetzt für die, die zu Christus Jesus gehören, keine Verurteilung mehr.“ (Römer Kapitel 8, Vers 1)

Lesen Sie auch: Angst vorm Tag des Gerichts? Christen haben schon ihre Todesstrafe erhalten

Welche Strafe bitteschön?
War das Opfer von Jesus nicht ausreichend?

„Richt unsre Herzen, dass wir ja nicht scherzen mit deinen Strafen“… welche Strafen? Es gab das Todesurteil für unsere Sünden; und das Todesurteil hat Jesus an unserer Stelle auf sich genommen, damit wir herrlich frei und für immer gerettet sind.

Für den neugeborenen Christen gibt es keine Strafen mehr. Oder spinnt Gott? Denn Gott sagt zu uns neugeborenen Christen: „Ich werde ihr Unrecht vergeben und nie wieder an ihre Sünden denken“ (Gott in Hebräer Kapitel 8, Vers 12; Neues Leben. Die Bibelübersetzung, Holzgerlingen, 2002) — Wenn Gott nicht mal mehr an unseren Sünden denkt (weil Jesus sie alle von uns weggenommen hat), wie soll er uns dann richten? Wo sollen dann die in der Strophe angstvoll befürchteten Strafen herkommen? Von Gott, der noch nicht mal mehr an unsere Sünden denkt…?

Wir müssen aufpassen, daß wir uns nicht das umfassende Opfer von Jesus für uns kleinreden lassen.
Statt Sünden-Bewußtsein müssen wir ein Gnaden-Bewußtsein entwickeln.

Gnaden-Bewußtsein? Ja.
Wir sind nicht gerettet worden durch das, was wir tun oder nicht tun (das Kirchenlied suggeriert „sondern fromm zu werden“, so als ob wir durch unsere Werke vor Gott gerecht werden könnten), sondern die Gnade unserer Errettung wurde von Gott + Jesus einfach so geschickt, unverdient und unerarbeitet.

”Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft — Gott hat es geschenkt —, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann.“
(Epheser Kapitel 2, Verse 8 – 9)

Ebenfalls falsch ist die Aussage in besagter Liedstrophe, daß wir fromm vor Gott werden könnten… in dem Augenblick, wo wir Jesus als unseren Retter und Herrn angenommen haben, sind wir fromm, perfekt, heilig. Oder lügt die Bibel? „Jetzt aber hat er euch durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt, um euch heilig, untadelig und schuldlos vor sich treten zu lassen.“ (Kolosser Kapitel 1, Vers 22)

Was also tun mit „Lobet den Herren“?

Mein Vorschlag. Hören Sie sich das Lied jeden Tag an. Singen Sie mit (Sie erinnern sich… „es ist gut, unserem Gott Loblieder zu singen. Ihn zu loben, macht froh und ist wunderschön“, Psalm 147:1). Aber bei der nicht mit den Zusagen aus der Bibel übereinstimmenden Strophe

„Richt unsre Herzen, dass wir ja nicht scherzen
mit deinen Strafen, sondern fromm zu werden
vor deiner Zukunft uns bemühn auf Erden
Lobet den Herren“

denken Sie an Gottes _Gnade_, mit der er und Jesus Sie gerettet haben. Sie danken Gott, daß es keine Strafe mehr für Sie geben wird, weil Jesus alle Strafen auf sich genommen hat. — Aus dieser Erkenntnis der unverdienten Gnade für uns, erwächst wirkliche Dankbarkeit angesichts der Liebe, mit der uns unser himmlischer Vater bei sich haben will.