Mehrmals werden wir in Gottes Wort aufgefordert, unseren Nächsten so wie uns selbst zu lieben. Scheint also für Gott sehr wichtig zu sein.

Nun leben wir in einer Gesellschaft, die zunehmend Geiz hochjubelt, Egoismus verherrlicht und den Menschen verklickern will, daß die möglichst umgehende Befriedigung aller nur (un)möglichen selbstherrlichen Wünsche endlich zu dem herbeigesehnten Glück führen würde. Werfen wir einen Blick aus dem Fenster (und in den Fernsehapparat)… nein, diese Welt sieht eigentlich immer weniger danach aus, daß die Menschen glücklich sind. Wird nicht mehr lange dauern, dann werden die (hilflosen) Politiker wohl noch mehr Drogen legalisieren, damit die Menschen nicht völlig Amok laufen, sondern zugedröhnt ihre Tage irgendwie über die Runde bringen.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist das glatte Gegenteil von dem, was sich in unseren Gesellschaften breiter und breiter macht: Desinteresse am anderen und alles beherrschender Egoismus.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ heißt: Wir gucken hin, wie es unserem Nachbarn geht. Wir schauen nicht weg, wenn wer in der U-Bahn zusammengeschlagen werden soll. Wir nehmen Anteil und helfen, wo und wie wir können.

Die kleinen Dinge machen den Unterschied: Sagen Sie doch zu einer Kassiererin im Supermarkt oder Verkäuferin: „Oh, ich mag wie Sie Ihre Haare frisieren. Sieht toll aus“; oder „Das ist aber ein schicker Pullover. Der steht Ihnen prima.“ — Meine persönliche Anmerkung: Sollten Sie nicht als Mann sagen; in dieser mehr und mehr durchsexualisierten Welt hat das gleich einen Beigeschmack, den wir vermeiden wollen. Als Mann könn(t)en Sie beispielsweise, wenn Sie in einem Laden den Filialleiter erblicken, hingehen und den Verkäufer oder die Kassererin loben: „Da bin ich sehr zufrieden mit dem Service. Sehr freundlichen und kompetenten Mitarbeiter haben Sie da.“ — Was meinen Sie, wie viel Freude Sie mit solch kleinen Lobs bewirken können!

Wo sind Ihre Nächsten? Überall.
Am Arbeitsplatz. In der Straßenbahn. Vor der roten Ampel am Fußgängerüberweg. Im Treppenhaus. Überall.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst…“ bedeutet auch, dem Nachbarn sagen zu können: „Och, ich hab das mit Ihrem Hund gehört. Das tut mir leid, daß er gestorben ist. Wie alt war er?“

Wir müssen nicht gleich die Welt ändern.
Ein kleines Lob macht Menschen glücklich.
Machen Sie Menschen glücklich. Jeden Tag.

„Seid nicht selbstsüchtig; strebt nicht danach, einen guten Eindruck auf andere zu machen, sondern seid bescheiden und achtet die anderen höher als euch selbst. Denkt nicht nur an eure eigenen Angelegenheiten, sondern interessiert euch auch für die anderen und für das, was sie tun.“ (Philipper Kapitel 2, Verse 3 – 4; Neues Leben Bibelübersetzung, Holzgerlingen, 2002)

Sie haben obige Bibelstelle richtig gelesen? Da wird nicht von uns die völlige Selbstaufgabe gefordert (nur für andere Menschen da zu sein ist nicht Sinn der Übung), sondern es heißt ausdrücklich ‚Denkt nicht _nur_ an eure eigenen Angelegenheiten‘. Will sagen: Natürlich kümmern wir uns auch darum, daß es uns gut geht. Aber eben „nicht nur“. Sondern auch unseren Nachbarn soll es gut gehen.
Vielleicht können Sie jemandem beim Einkaufen helfen?

Wer unsere Nachbarn sind? Jeder, der in unserer Nähe ist.

Die von uns geforderte Liebe für unsere Nächsten ist nicht einfach da. Wir haben sie als neugeborene Christen durch Jesus, der in uns lebt und wirkt. Durch ihn können wir geben, ohne etwas zurück zu erwarten. Durch Jesus können wir lieben, ohne daß wir warten, bis jemand uns etwas Gutes oder Nettes tut.

Bitten wir Jesus um Führung und Kraft, daß wir unsere Nächsten so lieben können wie uns selbst. Und wie gesagt, warten Sie nicht auf die GROSSEN Möglichkeiten. Ein „Sie sehen heute aber gut aus“ reicht schon aus, um einen anderen Menschen für den Rest des Tages auf Wolke 7 zu heben. Ich weiß, wir sollen nicht lügen. Ich habe ja auch nicht gesagt, daß Sie mir das sagen sollen…