Ich hab mich im Rum-Ozean der Südsee verloren. Bin durch das Wodka-Eismeer geschwommen. Und es hat sich nicht gelohnt. Am Ende strampelte ich nur noch verzweifelt, um ans rettende Ufer zu kommen.

Ich hab mich in sexuellen Phantasien und Perversionen verirrt. Hab alles gemacht, wovon ich mir versprach, daß es mich glücklich machen würde. Und es hat sich nicht gelohnt. Am Ende gingen meine Beziehungen nur kaputt und ich stand bis zum Hals in all dem Morast.

Ich hab mich mit den gelben Pillen weit hoch bis zu Jupiter und Saturn geschossen. Und es hat sich nicht gelohnt. Ich war so aufgepusht, daß ich manchmal nur noch froh darüber war zu wissen, daß ich noch in diesem Universum bin.

gewaltige-und-unglaubliche-dinge

Es muß doch mehr geben, als seinen Namen im Fernsehabspann zu sehen. Es muß doch mehr geben, als seinen Namen unter ach so tollen Artikeln der Wochenendausgaben großer Tageszeitungen zu lesen. Es muß doch mehr geben, als all die Bücher, das Geld und den Erfolg.

Es muß doch mehr geben, als mit angezogenen Beinen frierend des Nachts, wenn man nicht schlafen kann, rauchend in irgendwelchen Küchen zu sitzen und nicht zu verstehen, warum und weshalb.

Es muß doch mehr geben, als auf dem Sofa zu sitzen und zuzuschauen, wie die Einsamkeit noch ihre Freundin, die Traurigkeit, einlädt.
Es muß doch mehr geben, als schöne Frauen neben sich im Bett beim Schlafen anzuschauen, während man sich fragt, warum man trotz allem doch nicht glücklich ist, weil irgendwas, irgendwas, irgendwas immer fehlt.

Hey, Jürgensen, sagtest du dann eines Nachts in jenem einsamen Bett in München. Nicht irgendwas, irgendwer fehlt.

Und ich war dir ein so suchender Mensch. Hab mir oft Mühe gegeben, dich zu verstehen.

Und du hast mir so viele meiner Wünsche erfüllt. Und ich war so froh über dich. Und ich fühlte mich so gut. Du und ich.

Ok, Jürgensen, sagtest du dann an jenem Oktober-Nachmittag im so herrlich wilden pazifischen Nordwesten der USA, als ich dachte, ich sei am Ziel all meiner Wünsche angekommen. Jetzt Jürgensen, sagtest du, jetzt geht unsere gemeinsame Reise los. Jetzt machen wir es richtig. Jetzt zeige ich dir, mein geliebter Jürgensen, um was es geht. Was alles ausmacht: Und ich fand meinen lieben Sohnemann mit zerschossenem Schädel auf dem Fußboden seines Zimmers.
Es tut so weh, mein Gott.
Ich weiß, Jürgensen, ich bin auch Vater.

Und meine Bibel fiel mehr und mehr auseinander, weil sie das einzige war, woran ich mich noch festhalten konnte.
Und die Seiten gingen mehr und mehr kaputt, weil sie all meine Tränen auffangen mußten, die nichts und niemand anderes haben wollte.

Ich hab viel Freude an dir, Jürgensen. Ich mag gerne, daß du mich zu verstehen suchst.

Und als ich dann nach drei oder vier Jahren nicht mehr jeden Tag unter der Tsunami-Welle der verzweifelten Traurigkeit unterging, da sagest du: Prima, Jürgensen, schau, jetzt geht es weiter mit unserer Reise. Guck, was ich für dich tue.
Und ich verlor all mein Geld und mein Heim und meine Arbeit und meine Zukunft.

Mein Gott, wie kann das sein? Hab ich nicht genug für ein Leben ertragen? Langt das nicht, was ich durchgemacht habe, mein Gott?

Oh Jürgensen, es wird herrlich mit uns.
Und so hatte ich kein eigenes Bett mehr, keine eigene Tasse für meinen Kaffee mehr. Und ich saß in dunklen Kellerräumen mit meiner Bibel in der Hand.

Und als ich fertig war und nicht mehr konnte, da sagte ich: Mein Gott, dann laß mich doch sterben. Ich hab keine Kraft mehr.
Ich weiß, Jürgensen, du hast keine Kraft. Ich bin deine Kraft.

Und in all meinem Gejammere bist du geduldig neben mir her gelaufen. Hast mir zugehört, hast mein Heulen mitbekommen und hast mich nie verlassen.

Du bist mir einer, mein Gott, sagte ich dann manchmal.
Einer, den du liebst, Jürgensen?
Oh ja, mein Gott.

Und ich hab verstanden, mein Gott. Ich hab verstanden, wie du bist und was du tust und wie dolle du uns liebst.
Und Jürgensen? Es ist herrlich, oder?
Oh mein Gott ja, du bist so unfaßbar toll.

  • Deine Fülle kommt in meine Leere.
  • Deine Lebensfreude kommt in meine Traurigkeit.
  • Deine Gesundheit in meine Krankheit.
  • Deine Hoffnung in meine Hoffnungslosigkeit.
  • Dein Reichtum in meine Armut.
  • Du kommst in mich.

Und Jürgensen? Ich bin herrlich, oder?
Oh ja, mein Gott, unaussprechlich herrlich.
Na, Jürgensen, ich werde dir auch noch Worte dafür geben.
Ich weiß, mein Gott, mein gewaltiger allmächtiger herrlicher Gott.

Du bist es wert, mein Gott. Du bist alles wert. Nichts und niemand kommt an dich ran.
Und ich kniete auf meinem Lieblingsberg im pazifischen Nordwesten und schichtete dir aus Steinen einen Altar auf.
Nicht schön, mein Gott, aber mehr kann ich nicht.
Macht nix, Jürgensen, der von Abraham (1. Mose 12:8) war auch nicht besser. Und ich freute mich damals darüber wie jetzt über deinen.

Oh mein Gott, mein gewaltiger allmächtiger herrlicher Gott, ich weiß nicht, was ich dir geben soll.
Ich geb dir doch, Jürgensen. Laß mich machen. „Ruf mich, dann will ich dir antworten und will dir gewaltige und unglaubliche Dinge zeigen, von denen du noch nie gehört hast“ (Jeremia 33:3)

Hast du noch Angst, Jürgensen?
Nein, mein Gott.
Bin ich es wert, mein Jürgensen?
Oh ja, mein Gott. Du bist alles wert. Es gibt nichts im Universum, was mehr Sinn macht als du. Es gibt nichts, was wichtiger und schöner und herrlicher als du bist.

Ich kann dir nichts geben, mein Gott.
Ich kann nichts für dich machen, mein Gott.
Ich bin nicht stark, mein Gott.

Ich weiß, Jürgensen. Deshalb bin ich ja da.

„Ich weiß alles, was du tust, und ich habe eine Tür für dich geöffnet, die niemand schließen kann; denn du bist nicht stark, aber hast an meinem Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet.“ (Offenbarung Kapitel 3, Vers 8)