Frankfurt am Main/Vinh (20. Juni 2012) – Schlägertrupps griffen in der nordvietnamesischen Provinz Nghe An Katholiken an, nachdem sie ihren Gottesdienst gewaltsam aufgelöst hatten. Fünf Katholiken wurden dabei schwer verletzt, eine Frau sogar lebensbedrohlich, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).

Die Menschenrechtsorganisation ist sehr besorgt über die Zunahme von Gewalt gegen die christliche Minderheit im Norden Vietnams und den Einsatz von zivilen Schlägertrupps durch die lokale Regierung. Die IGFM ruft Vietnam dazu auf, das Recht auf Religionsfreiheit vollständig zu respektieren und den Schutz religiöser Gemeinschaften zu garantieren.

Wie jetzt bekannt wurde, hatten am 11. Juni 2012 Schlägertrupps von mehreren regierungsnahen Organisationen den Gottesdienst massiv gestört und schließlich aufgelöst. Das Haus in der Provinz Nghe An gehört einem Katholiken und dient seit Jahren als Hauskirche für rund 120 katholische Christen. Gelegentlich kam ein Priester, um den Gottesdienst zu feiern. An diesem Tag drangen rund fünfzig Unbekannte in den Gottesdienst ein, störten das Gebet durch Schreie, warfen Eier auf den Altar und schalteten schließlich den Strom ab. Priester und Teilnehmer gingen schließlich nach Hause, nachdem sie Behörden und Polizei erfolglos um Schutz gebeten hatten.

Der Katholik Tran Van Luong, der vehement gegen die Störaktion protestiert hatte, ging ebenfalls nach Hause. Später drangen Schlägertrupps in sein Haus ein und schlugen wahllos auf seine teilweise schlafenden Angehörigen ein. Fünf Personen wurden dabei schwer verletzt, Luongs Ehefrau und ein Freund, der zur Hilfe eilte, wurden bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen. Die Frau schwebt immer noch in Lebensgefahr.

Die IGFM betonte, dass die Regierung sich zunehmend regierungsnaher, ziviler Schläger bediene. Die vietnamesische Regierung versuche sich so ihrer Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen zu entziehen, vor allem was die Religionsfreiheit betrifft. Derartige Vorfälle würden nach Angaben der IGFM nie untersucht und die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen. Die Schlägertrupps sollen nach Ansicht der IGFM Angst und Unsicherheit unter den Angehörigen der Religionsgemeinschaften verbreiten.

In einem Schreiben vom 16. Juni 2012 an die Behörden, das der IGFM in Kopie vorliegt, verurteilte das Bistum Vinh den Angriff auf die Religionsfreiheit und die Unversehrtheit der Bürger auf das Schärfste. Außerdem wurde die Regierung aufgefordert, den Vorfall aufzuklären, die verantwortlichen Organisationen und Personen zur Rechenschaft zu ziehen, die Opfer zu entschädigen, die Religionspolitik im Westen der Provinz Nghe An zu überdenken, und die Gründung der Gemeinde Tan Binh zu genehmigen. Bischof Nguyen Thai Hop von Vinh ist auch Vorsitzender der vietnamesischen bischöflichen Kommission Justitia et Pax.

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