Vor 100 Jahren bin ich mal konfirmiert worden. Da gab es am Ende, schön eingerahmt in einem Bilderrahmen, für jeden einen kleinen Bibelvers. Ich bekam „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“. Meine Mutter hat das Jahrzehnt für Jahrzehnt aufgehoben; ich sagte recht bald ‚Wirf weg den Mist‘. Auf Knien bin ich dann irgendwann wieder zu meinem Schöpfer gekommen. Und siehe da, der war nicht sauer, der machte mir keine Vorwürfe, sondern Gott hatte geduldig auf mich gewartet und freute sich, daß ich wieder nach Hause gekommen war (Lukas 15:11-32).

Wieder zu Gott gefunden. Ein bißchen Bibel gelesen, ein bißchen gebetet, und das Leben wurde herrlich schön und einfach… Oh nein. Da gab es zwei gewaltige Probleme und eine Katastrophe. Und ich war teilweise so fertig, daß ich dachte, ich könnte nicht mehr. Aber: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ Und so war es dann auch immer. Gott hat immer geholfen. Wie sagt man? Gott kommt selten zu früh, aber niemals zu spät. Das kann ich nur bestätigen.

Gott kommt selten zu früh —
aber niemals zu spät

Wer geht schon gerne durch Probleme und hat Sorgen? Ich nicht. So sehr ich mir wünsch(t)e, daß mein Leben einfach und locker vor sich hin plätschert, so sehr weiß ich aber auch, daß ich mich in einem solchen Leben geistig in keinster Weise entwickeln würde.

„Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchung geratet. Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, es wird euch nichts mehr fehlen.“
(Jakobus Kapitel 1, Verse 2- 4)

Natürlich will Gott, daß es uns gut geht. Gott will, daß wir gesund, glücklich, lebensfroh, zuversichtlich, wohlhabend… halt umfassend reich sind (Reichtum ist viel mehr als nur Geld). Andererseits habe ich in meinem Leben gesehen: Wenn ich auf dem Zahnfleisch lief, dann suchte ich Gott. Gott half, beschenkte mich reichlich. Am Anfang war ich dankbar, lobte und dankte Gott für seine Hilfe. Dann verlor ich mich wieder in den irdisch-weltlichen Dingen… bis hin zum Punkt, daß ich dachte, ich hätte das alles gemacht. Und Gott wurde von mir unter ferner liefen eingereiht.

Gott will eine persönliche Beziehung mit uns haben

Habe ich Gott gesucht? Habe ich mich wirklich bemüht, eine _persönliche_ Beziehung mit meinem Schöpfer zu finden? Und drum „gekämpft“ (gegen Fernsehen, sexuelle Phantasien und Wünsche, glitzernden Autos, Geld, Erfolg, Einfluß…), daß Gott an erster Stelle in meinem Leben steht? Natürlich nicht. Gott war mir dann wichtig, wenn nichts anderes mehr funktionierte und klappte. Gott war meine erste Anlaufstelle, wenn ich alles andere im irdisch-weltlichen System schon abgeklappert hatte.

Ok. Und was macht Gott dann in solchen Fällen? Läßt er uns fallen? Wendet er sich ab von uns? Nein. Er wartet und gestaltet unser Leben so, daß wir wieder an einen Punkt gelangen, wo wir ihn finden können.
Durchleben Sie gerade Probleme und Schwierigkeiten? Will Gott damit Ihre Aufmerksamkeit erlangen? (Eine Auslegung von Psalm 23)

Wie lernen wir?

Natürlich hätte ich gerne, daß Gott mir irgendwie in der Bibel die eine oder andere Stelle zeigt… ich lese das… aha, verstanden und gelernt. Aber läuft das wirklich so? Natürlich nicht.
Wir können so oft lesen „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“, wirklich glauben tun wir es erst dann, wenn wir es durchlebt haben. Ich will damit nicht sagen, daß jeder von uns durch Probleme und Schwierigkeiten dackeln muß, aber zumindest bei mir muß ich ehrlich sagen, daß ich in meinem Leben nur dann geistig gelernt und mich geistig weiterentwickelt habe, wenn es krachte und ich wirklich nur noch meinen himmlischen Vater hatte.

Wie würdig Gott meines Vertrauens in ihn ist, habe ich immer nur dann gelernt, wenn er mir aus den größten Problemen geholfen und mich durch schlimmste Katastrophen geführt hat. Da merkte ich, was für ein herrlicher Gott er ist.

Da kann ich wirklich oft lesen, daß er hilft, daß er einem in allem beisteht, daß er alles zum Guten führt, richtig verstehen und verinnerlichen tue ich es dann, wenn ich es durchlebe.

Mein Glaube wuchs und wächst immer dann am meisten, wenn ich harte Zeiten durchzustehen hatte. „Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“ (Psalm 23, Vers 4) — Mit dem Bild von Stock und Stab können wir wenig anfangen; nun, das sind die Arbeitswerkzeuge des Hirten, der seine Schäfchen damit auf dem richtigen Weg führt und damit auch Angreifer, die dem Schaf ans Leben wollen, abwehrt. Was für ein Gott! Der uns beschützt und führt.

Die Stürme des Lebens toben bei Ihnen? Danken Sie Gott, daß er bei Ihnen ist (und Sie niemals verlassen wird).
Keine Panik! Wir können Gott immer vertrauen