(Kelkheim, 31.05.2013) Die meisten Christen in Katar sind Arbeitsmigranten aus Ländern wie den Philippinen, Bangladesh, Indien, Sri Lanka und Pakistan. Viele von ihnen leben in sogenannten „Arbeitslagern“. Sie arbeiten von frühmorgens bis spät in die Nacht, manchmal sieben Tage die Woche. Nach der Arbeit kehren sie in ihre Arbeitslager zurück, wo sie essen und schlafen.
Die Arbeitsbedingungen sind sehr hart. Auf den Baustellen, wo viele arbeiten, herrscht im Sommer eine unerträgliche Hitze. 50 Grad Celsius und mehr sind dann keine Seltenheit. Immer wieder sterben Arbeiter an Hitzschlag oder vor Erschöpfung.
Wo liegt Katar?
Christliche Aktivitäten in den Arbeitslagern sind verboten, Zusammenkünfte müssen im Geheimen stattfinden.
Migrantinnen, die in Privathäusern arbeiten, stehen oft in der Gefahr, sexuell missbraucht zu werden. Auch andere Formen von Gewalt und körperlicher Misshandlung sind nicht ungewöhnlich. Das Leben einer Frau zählt nicht viel. Ihre soziale Stellung ist schwach. Frauen sind abhängig von der Willkür ihrer männlichen muslimischen Vorgesetzten.
Fußballweltmeisterschaft 2022 und Todesstrafe für Christen
Das kleine Land am Persischen Golf hat die geringste Analphabetenrate der arabischen Welt und beheimatet die Nachrichtenagentur Al Jazeera. Im
Jahr 2022 soll hier die Fußballweltmeisterschaft stattfinden. Von den etwa 1,8 Millionen Einwohnern sind etwa 90.000 Christen. Und die leiden zum Teil nicht unerheblich unter Verfolgung.
Im jährlichen Weltverfolgungsindex von Open Doors, einer Rangliste der Länder, in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden, liegt Katar auf Platz 20. Es gibt nur sehr wenige einheimische Christen und die meisten von ihnen versuchen, ihren Glauben geheim zu halten.
Immerhin muss man in Katar mit der Todesstrafe rechnen, wenn man sich vom Islam abwendet und zum Christentum konvertiert. Selbst wenn die Strafe seit vielen Jahren nicht mehr vollstreckt wurde, ist der Druck von Seiten der Familie auf die Konvertiten enorm.
Christentum. Gefährlicher Glaube
Das folgende Zitat eines Christen aus Katar zeigt, wie gefährlich es hier für einen Muslim ist, Christ zu werden. Befragt nach den möglichen Konsequenzen für einen solchen „Abgefallenen“, schildert er: „Wenn er 10 Jahre alt ist, wird sein Vater ihm Verse aus dem Koran zeigen. Wenn er 15 Jahre alt ist, wird sein Vater mit ihm in eine Moschee gehen, um ihn den Islam zu lehren.
Wenn er 20 Jahre alt ist, wird einer seiner Cousins ihn töten oder die Familie wird jemanden bezahlen, der ihn für sie tötet.“
Von Zeit zu Zeit erhält Open Doors Berichte von ehemaligen Muslimen, die von ihrer Familie oder von Arbeitskollegen körperlich misshandelt werden. Aus Angst versuchen viele Christen, ihren Glauben geheim zu halten.
Seit über 20 Jahren unterstützt Open Doors verfolgte Christen in islamischen Ländern. Da dieser Dienst an den Verfolgten oft gefährlich ist, sind keine detaillierten Projektangaben möglich. In der arabischen Welt hilft Open Doors unter anderem mit TV-Programmen und Internetseiten in islamischen Ländern, mit Schulungsprogrammen, mit „Hilfe zur Selbsthilfe“-Projekten zur Existenzsicherung von verfolgten Christen und mit der Verteilung von Bibeln und christlicher Literatur.
Christliche Kirchen nur für Besucher
Katar ist bestrebt, der übrigen Welt ein gutes Bild von sich zu zeigen. Das Land möchte eine logistische Drehscheibe zwischen dem Westen und dem Nahen Osten sein. Katar ist stolz darauf, die WM 2020 auszurichten und möchte auch politisch ernstgenommen werden. So war es das einzige arabische Land, das sich an den alliierten Luftangriffen auf Libyen beteiligt hat. Derzeit baut man eine dritte christliche Kirche im Land. Doch erstens ist auch dieses Gebäude zu klein für die hier lebenden Christen und zweitens sind alle Kirchen nur für Besucher aus dem Ausland gedacht, was streng überwacht wird.