Sie kennen wahrscheinlich dieses bekannte Gleichnis von Jesus in der Bibel schon: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Es ist das dritte Gleichnis, das Jesus den Zöllnern und Sündern in Lukas 15 erzählt (die ersten zwei waren das Gleichnis vom verlorenen Schaf und das Gleichnis der verlorenen Münze).
Meistens wenn wir über dieses Gleichnis hören oder lesen, denken wir es ginge um den verlorenen Sohn. Verstehen Sie mich nicht falsch, es geht um den verlorenen Sohn. Aber ich denke es geht auch um den Vater und den daheimgebliebenen Sohn. Lassen Sie mich erklären.
Kurzer Einschub: Ich habe in diesem Artikel viele Zitate von diesem Gleichnis für Sie aufgeführt, aber ich empfehle Ihnen das gesamte Gleichnis selber in der Bibel zu lesen, da ich nicht alles hier zitiert habe.
Der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn
Der Held von diesem Gleichnis in Lukas 15, 11-32 ist nicht der verlorene Sohn. Nein, es ist der Vater. Der Vater symbolisiert Gott. Unseren himmlischen Vater. Und es ist so ein wunderschönes Bild von Gott dem Vater.
Wenn Sie wissen wollen wie Gott der Vater ist, lesen Sie dieses herrliche Gleichnis. Hier ein paar Ausschnitte über den Vater:
- Der Vater ist nicht geizig:
„Er (=der verlorene Sohn, Anm. von mir) sagte sich: ›Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, und alle haben mehr als genug zu essen!“ (Lukas 15, 17; Neue Genfer Übersetzung) - Der Vater wartete auf seinen verlorenen Sohn:
„Als er (=der verlorene Sohn, Anm. von mir) aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater kommen und fühlte Mitleid… „ (Lukas 15, 20; Menge Bibel) - Der Vater machte keine Vorwürfe, sondern eilte dem Sohn entgegen und überschüttete ihn mit seiner Liebe:
„… er (= der Vater, Anm. von mir) eilte (ihm entgegen), fiel ihm um den Hals und küßte ihn.“ (Lukas 15, 20; Menge Bibel) - Der Vater hat seinen Segen nicht entzogen:
„Doch der Vater befahl seinen Dienern: ›Schnell, holt das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt ihm ein Paar Sandalen! Holt das Mastkalb und schlachtet es; wir wollen ein Fest feiern und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹ …“ (Lukas 15, 22-24; NGÜ) - Der Vater zeigte beiden Söhnen seine Liebe und Fürsorge:
„Der ältere Bruder wurde zornig und wollte nicht ins Haus hineingehen. Da kam sein Vater heraus und redete ihm gut zu.„ (Lukas 15, 28; NGÜ, Anm. von mir) - Der Vater liebt auch den daheimgebliebenen Sohn:
„›Kind‹, sagte der Vater zu ihm, ›du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir.‹“ (Der Vater in Lukas 15, 31; NGÜ) - Der Vater hat große Freude:
„›Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹“ (Der Vater in Lukas 15, 32; NGÜ)
Sehen Sie wie liebevoll der Vater ist? Sehen Sie wie ruhig und beherrscht der Vater ist? Er hat dem verlorenen Sohn keine Vorwürfe gemacht. Stattdessen hat er ein Fest gefeiert.
Sogar dem daheimgebliebenen Sohn hat er gut zu geredet (Lukas 15, 28). Was war die Antwort als der daheimgebliebene Sohn sich beim Vater beschwert hat? „›Kind‹, sagte der Vater zu ihm, ›du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir. Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹“ (Lukas 15, 31-32; NGÜ)
Wow. Du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir.
Welcher irdischer Vater hätte so auf die Vorwürfe des daheimgebliebenen Sohnes reagiert? Wahrscheinlich kaum einer.
Der daheimgebliebene Sohn beschwerte sich, dass der Vater den verlorenen Sohn — trotz seiner Fehler — so gut behandelt hat und der Vater antwortete voller Liebe und Gnade.
Der andere Sohn im Gleichnis vom verlorenen Sohn
Wir haben schon ein bisschen über den älteren Sohn (den daheimgebliebenen Sohn) gelesen, aber lassen Sie uns die Bibelstellen nochmal genauer angucken:
- Der ältere Sohn hat auch seinen Anteil am Erbe bekommen:
„Der jüngere sagte zu ihm (= der Vater, Anm. von mir): ›Vater, gib mir den Anteil am Erbe, der mir zusteht!‹ Da teilte der Vater das Vermögen unter die beiden auf.„ (Lukas 15, 12; NGÜ, Anm. von mir) - Der ältere Sohn war fleißig:
„Der ältere Sohn war auf dem Feld gewesen. Als er jetzt zurückkam, hörte er schon von weitem den Lärm von Musik und Tanz. Er rief einen Knecht und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe.“ (Lukas 15, 25-26; NGÜ) - Der ältere Bruder war zornig und der Vater kam zu ihm:
„Der ältere Bruder wurde zornig und wollte nicht ins Haus hineingehen. Da kam sein Vater heraus und redete ihm gut zu.“ (Lukas 15, 28; NGÜ) - Der ältere Sohn hat dem Vater Vorwürfe gemacht:
„Aber er hielt seinem Vater vor: ›So viele Jahre diene ich dir jetzt schon und habe mich nie deinen Anordnungen widersetzt. Und doch hast du mir nie auch nur einen Ziegenbock gegeben, sodass ich mit meinen Freunden hätte feiern können! Und nun kommt dieser Mensch da zurück, dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, und du lässt das Mastkalb für ihn schlachten!‹“ (Lukas 15, 29-30; NGÜ)
Ist Ihnen aufgefallen, dass der Vater sein Vermögen unter beiden Söhnen aufgeteilt hat, obwohl es der Jüngere war, der ihn darum gebeten hat?
Ist Ihnen aufgefallen wo der ältere Sohn war bevor er zum Haus zurückkam und die Musik hörte? Im Feld. Wir können also davon ausgehen, dass er für den Vater gearbeitet hat.
Und ist Ihnen aufgefallen was der Vater zum älteren Sohn gesagt hat, als dieser sich bei ihm beschwerte? Du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir.
Der ältere Sohn hat dem Vater gedient. Er tat, was der Vater ihm sagte. Aber sein Herz war nicht voll mit der Gnade und Liebe des Vaters, sondern er war auf sein eigenes Tun konzentriert.
Der verlorene Sohn hingegen kam — trotz seiner Sünde — wieder, weil er wusste, dass der Vater gut war.
Was bedeutet das für uns?
Ich denke, manchmal sind wir der verlorene Sohn — wir haben gesündigt, fühlen uns verloren und verlassen, und wissen nicht, ob Gott uns überhaupt noch haben will. Und dann zeigt uns unser himmlischer Vater, wie sehr er uns liebt und dass dank Jesus nichts mehr zwischen uns und ihm steht.
Und manchmal, denke ich, sind wir der ältere Sohn — wir dienen Gott, wir sind bei ihm, gehen in die Kirche, lesen die Bibel, aber wir haben vergessen, warum wir all dies tun. Nicht wegen unserer eigenen Kraft oder um Gott irgendwas zu beweisen, sondern weil Gott gut ist. Wir haben vergessen wie gut unser Gott wirklich ist. Der Vater sagte zum daheimgebliebenen Sohn: „Du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir.“
Dem daheimgebliebenen Sohn war nicht bewusst, dass alles, was dem Vater gehört, auch ihm gehört.
Wie oft strampeln wir uns ab, dienen Gott und meinen wir hätten uns seinen Segen verdient, erarbeitet?
Dabei haben wir seinen Segen aus einem Grund: Weil wir seine Kinder sind.
Und warum sind wir seine Kinder? Weil wir die Errettung durch Jesus angenommen haben.
In dem Moment, wo wir Jesus annehmen, sind wir Kinder Gottes. Gerecht, heilig, untadelig und unanklagbar vor ihm (Kolosser 1, 22). Das heißt nicht, dass wir in unseren Taten perfekt sind. Aber Gott sieht unsere Sünde nicht mehr, da Jesus all unsere Sünden am Kreuz getragen hat.
Lassen Sie uns Gott dienen, aber nicht, weil wir meinen, wir würden ihn damit beeindrucken und uns seine Liebe verdienen. Ja, Gott belohnt uns für unsere Taten. Aber bevor wir überhaupt irgendwas für ihn gemacht haben, hat er uns schon gesegnet.
Gott hat Freude an Ihnen
Bevor Jesus seine irdische Arbeit begann, sagte der Vater schon über ihn: „Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ (Matthäus 3, 17; NGÜ)
Und so sieht auch Ihr himmlischer Vater Sie. Als geliebter Sohn oder geliebte Tochter, an dem oder der Gott Freude hat. Lassen Sie uns aus dieser Erkenntnis Gott dienen.
Unsere erste Liebe
Zu dem Engel der Gemeinde von Ephesus in der Offenbarung sagt Jesus:
„Ich kenne deine Werke und deine Arbeit und dein standhaftes Ausharren und (weiß), daß du Böse nicht zu ertragen vermagst; du hast auch die geprüft, welche sich für Apostel ausgeben, ohne es zu sein, und hast Lügner in ihnen erkannt. Auch standhaftes Ausharren besitzest du und hast um meines Namens willen schwere Lasten getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe an dir auszusetzen, daß du deine erste Liebe aufgegeben hast.“ (Offenbarung 3, 2-4; Menge Bibel, Anm. von mir)
Unsere erste Liebe ist nicht unsere Liebe für Gott oder unsere Liebe für andere Menschen. Sondern es ist Gottes Liebe für uns, denn: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ (1. Johannes 4, 19; NGÜ)
Wir lieben Gott, weil er uns zuerst geliebt hat.
Und wir lieben andere Menschen, weil Gott uns zuerst geliebt hat.
Es geht wirklich um den Vater
Also, egal ob Sie der verlorene Sohn (oder auch Tochter) sind, oder vielleicht der Daheimgebliebene. In diesem wunderschönen Gleichnis geht es eigentlich nicht um die Söhne, sondern um die Liebe des Vaters, die sowohl dem jüngeren Sohn, der trotz seiner Sünde vom Vater geliebt war, als auch dem daheimgebliebenen Sohn, der den Vater gedient hat aber seine Liebe vergessen hatte, gezeigt wird.
Gott liebt Sie. Er will Ihr Vater sein und Sie mit seiner Liebe überschütten.
► Mehr über Gott als unseren Vater finden Sie auf unserer Stöberseite „Abba! Vater!“