Neulich mahnte mich jemand an, meine Bibel, immerhin Gottes Wort, besser zu behandeln. Selbstredend, daß wir Gottes Wort (er hat sich entschlossen, uns Menschen in einem Buch alles Wesentliche mitzuteilen) achten und wertschätzen. Da hat der Leser von KTNJ natürlich recht.

Andererseits: Die Bibel ist nicht Selbstzweck. Sondern ein Handbuch, direkt von Gott, damit es uns Orientierung und Hilfe in unserem Leben ist. Die Bibel ist unser verläßlicher Leuchtturm in zunehmend düster-dämonischen Zeiten.

Meine Bibel fiel auseinander, damit ich nicht auseinander falle.

Meine Bibel fing alle meine Tränen auf, als niemand sonst da war, der meinen traumatischen Schmerz nach dem Selbstmord von meinem pubertierenden Sohnemann auffing.

Als nichts und niemand mehr helfen konnte und nichts und niemand mehr da war, an dem ich mich festhalten konnte, während mir sämtlicher Boden von jetzt auf sofort weggerissen wurde, da habe ich mich an meiner Bibel festhalten können.

Als nichts und niemand mehr eine Antwort geben konnte, da erklärte mir meine Bibel alles.

Und als ich vor rund 15 Monaten in die Obdachlosigkeit fiel und gar nichts mehr verstand, da gab und gibt mir meine Bibel Mut und Trost und Hoffnung.

Adrian Rogers sagte mal: “Wenn du eine Bibel hast, die auseinanderfällt, dann hast du ein Leben, welches nicht auseinanderfällt (“If you have a Bible that’s falling apart, you’ll have a life that’s not”).

Adrian Rogers sagte mal: “Wenn du eine Bibel hast, die auseinanderfällt,
dann hast du ein Leben, welches nicht auseinanderfällt
(“If you have a Bible that’s falling apart, you’ll have a life that’s not”).

Die Bibel ist nicht dafür da, daß wir sie schön aussehend irgendwo im Regal stehen haben. Die Bibel will gelesen werden, benutzt werden. Und wenn es sein muß, dann so dolle und intensiv, daß sie halt auch auseinander fällt.

In einer Predigt von Barry Black, die er anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages 2011 bei den Touch Ministries von Dr. Charles F. Stanley in Atlanta hielt, erzählte er davon, dass er auf Hunderten von Begräbnissen gesprochen habe. Oft auch ohne den Verstorbenen gekannt zu haben. In diesen Fällen habe er sich nicht nur von den Angehörigen möglichst viele Informationen geben lassen, sondern sich auch stets die Bibel des Verstorbenen ausgeliehen. Je mehr eine dieser Bibeln benutzt und durchgearbeitet gewesen sei, versehen mit Unterstreichungen, Hervorhebungen aber auch Fragezeichen, desto besser habe er den Verstorbenen kennenlernen können.

Also: Arbeiten Sie mit Ihrer Bibel. Streichen Sie an. Ich hatte in meinen zwei alten Bibeln (Foto oben) beispielsweise viele Fragezeichen am Rand, weil mir manches keinen Sinn zu machen schien, weil es sich zu widersprechen schien, weil ich einfach nicht verstand, was damit gemeint war. Das hat sich im Laufe der Jahre dann mehr und mehr aufgelöst.

Sage ich, daß Ihre Bibel so kaputt wie meine aussehen muß? Nein.
Sind Sie ein schlechter Christ, wenn Ihre Bibel schön und ordentlich ausschaut?
Nein.
Was mir wichtig ist zu sagen: Lesen Sie Ihre Bibel.

Überlegen Sie mal, was für ein Privileg, daß der lebendige Schöpfer von Himmel und Erde, vom gesamten Universum, in einem Buch alles niederschrieben ließ, was wichtig, stärkend und hilfreich für Sie ist.
Gott kommuniziert mit uns durch sein Wort (aka Bibel). Das ist hochaktuelle, stärkende Nahrung für Ihr wahres Ich, Ihren nach Gottes Ebenbild erschaffenen Geist (Genesis 1:26; Genesis 2:7)

Mehr oder weniger? Was ist unklar?
Ach, beispielsweise: Wie kann es sein, daß Gott uns derart liebt? Was für eine einmalige Persönlichkeit muß er sein, daß er uns derart dolle liebt.
Oder auch: Die Dreieinigkeit von Gott. Wie soll ich das verstehen? Gott Vater, Jesus, der Heilige Geist, alles drei eigenständige Personen und dennoch eins?
Da sind noch mehr Detailfragen, die mich beschäftigen. Die Bibel-Lektüre wird niemals langweilig.

Meine Bibel ist kaputt und schmutzig. Das Papier ist zwar trocken, aber meine Bibel ist voll mit meinen Tränen. Ohne feste Buchdeckel und zerschunden. Die Bindung löst sich langsam auf. Seiten fallen von vorne und hinten beginnend aus, und ich sammle immer mehr von ihnen in der Schublade meines Schreibtischs.

Meine Bibel ist mein Anker. Wie viele schreckliche Momente, in denen ich mich nur an ihr festhalten konnte. Wenn die Kontoauszüge nach Geld, das ich nicht hatte, schrien, wenn graue Briefe mir die Angst ins Wohnzimmer schütteten, wenn die einsamen Nächte so lang wurden, dass ich dachte, es würde nie wieder die Sonne aufgehen, da hatte ich immer meine Bibel.

Und sie wurde über die Jahre schmutzig und kaputt und abgenutzt. An ihren Ecken haben immer mehr Seiten Eselsohren. Das Papier reißt von außen nach innen ein. Durch alle Stürme und durch alle Verzweiflungen der letzten Jahre ist sie mit mir gegangen. Sie hat all meine Tränen, all meine Seufzer und all meine Verzweiflungen, wenn ich nicht mehr weiter wusste.

So wie der Seemann auf rauher See den sicheren Weg weisenden Leuchtturm braucht, so ist meine Bibel. Durch all meine Stürme ist sie mit mir gegangen, durch all die Schmerzen, durch all die Hoffnungslosigkeit und durch all die vielen Fragen. Und die Antwort auf die Frage „Warum läßt du das in meinem Leben zu, mein Gott?“ gibt mir auch immer wieder die Bibel. Und so mag es manchmal wanken und schwanken und zusammenbrechen, so mögen manchmal Schmerz und Trauer mich derart kirre machen, so dass ich nichts mehr verstehe, ich halt mich an meiner Bibel fest. Am Morgen und am Abend. Und nachts, wenn ich manchmal mit meinen Tränen und meiner Angst neben meinem Bett vor Gott knie, dann kann ich mich immer an der Bibel festhalten.

Zwischenzeitlich konnte ich mir auch eine neue Bibel kaufen… die Menge Bibel. Eine herrlich gelungene Bibelübersetzung. Ich habe mir fest vorgenommen, den Hermann Menge dereinst im Himmel zu (be)suchen; er hat mit seiner Bibelübersetzung wirklich Tolles zur Verfügung gestellt.