Mit Beiträgen wie diesem tue ich mich in gewissem Sinne ein bißchen schwer. Weil ich nicht will, daß das Geschriebene auch nur ansatzweise in Richtung ’schlechtes Gewissen‘ rüberkommt. Dies soll Ihnen _kein_ schlechtes Gewissen machen; ich will Ihnen kein schlechtes Gewissen machen. Worum geht es dann? Anregung und stetige spirituelle Verbesserung unserer Identität als neugeborener Christ.
10 Prozent spenden und 90 Prozent behalten. Irgendwann kann man 90 Prozent spenden und behält 10 Prozent
Vor zwei, drei Jahren sah ich mal im Fernsehen ein Kurzinterview mit jemandem (ich weiß nicht mehr, erfolgreicher Buchautor oder Musikproduzent; ich weiß es nicht mehr). Auf den Punkt gebracht: Der hat viel Geld gemacht. Eisern immer 10 Prozent gespendet; auch schon vorher, als er noch nicht viel hatte, und natürlich auch, als er reich wurde. Als der Geldregen dann einsetzte, hat er erstmal für sich und seine Familie alles gekauft, was sie haben wollten. Tolles Haus und was man sich so alles wünscht. Dann hat er für die Ausbildung seiner Kinder zur Seite gelegt.
Irgendwann war er an dem Punkt: ‚Gut, ich hab alles. Was mach ich mit dem Geld?‘ Tolle Idee gab ihm dann der Heilige Geist ein: Statt 10% zu spenden und 90% zu behalten, schichtete er um: fortan spendete er 90% und behielt für sich 10%, denn mit den 10 Prozent kann er gut leben.
Gott will nicht, daß man selber in Armut lebt, weil man alles weggibt. Gott gibt uns Geld, damit wir a) unseren Lebensunterhalt bezahlt haben, b) die Wünsche unseres Herzens uns erfüllen können (Gott als unser uns liebender himmlischer Vater hat nämlich Freude daran, wenn wir uns freuen) und c) genug haben, um anderen Menschen, die finanzielle Probleme haben, gut helfen zu können, und auch Gottes Arbeit in dieser Welt (Verbreitung der Guten Nachricht) zu unterstützen.
Nochmal zurück zu dem oben erwähnten Mann, der jetzt immer 90% spendet. Wenn der — ich konstruiere mal ein Beispiel — den Wunsch hat, mit seiner Frau eine Weltreise zu machen, die sagen wir mal 25.000 Euro alles in allem kostet. Dann wird Gott absolut nichts dagegen haben, wenn er seine 90 Prozent Spenden runterfährt, damit er Geld hat, um sich die gewünschte Weltreise leisten zu können.
Kurzum, machen wir aus unserer Spenderei keine Wissenschaft. Geben wir gerne, geben wir reichlich, geben wir immer so, daß wir selber nicht in Not geraten oder gar arm werden. Haben wir Spaß daran! Ja, es ist ein enormer Spaß anderen Menschen zu helfen.
Als ich es finanziell noch konnte (derzeit dröppelt Gott das Geld leider nur in mein Leben), waren es herrliche Erlebnisse, wenn ich an der Supermarkt-Kasse stehend, Leuten vor mir, die Artikel wieder zurückgeben mußten, weil das Geld nicht reichte, sagen konnte: ‚Hier, geht auf meine Karte‘ und denen ihren Einkauf bezahlen konnte. Da waren alle happy, die Leute, denen ich helfen konnte; von den Kassiererinnen hörte ich dann immer Dinge wie: ‚Das war aber sehr nett von Ihnen. Toll‘. Oder eine sagte mir sogar mal: ‚Wissen Sie was, Sie haben mir damit meinen Tag gerettet. Wunderbar‘. Aber wem ging’s am besten? Mir. Heute noch hab ich ein schönes Gefühl, wenn ich dran denke.
Geben wir also gerne und (so gut wir können) reichlich.
Erst anderen geben, wenn wir selber dolle reich sind?
Beliebter Fehler: ‚Ja, ich gebe, wenn ich reich bin‘. Falsch. Sie sind jetzt reich. Wenn Sie 10 Euro haben, dann ist der 1 Euro, den Sie spenden können, für denjenigen, der nix hat, gutes Geld.
Ich habe hier manchmal in meiner Obdachlosigkeit Tage, wo ich fertig bin und mich frage, ob das alles Sinn macht, warum Gott mich so lange in dieser Situation läßt und warum er mich nicht wieder zu gut gefüllten Bankkonten und eigenem Dach und Bett führt. Und wissen Sie was? Da ist es schon zweimal vorgekommen, daß mir jemand 5 Euro spendete. 5 Euro sind nix (für meine Probleme). Und dann wird noch Gebühr abgezogen, und es bleibt noch weniger unter’m Strich. Aber diese „kleine“ Spende hat mir schon zweimal buchstäblich meinen Tag gerettet. ‚Hey‘, hab ich gedacht, ‚Guck, da sind Leute, die sich die Mühe machen und dir Geld schicken‘. Und ich konnte weiterlaufen. — Wir wissen also nie, mit welcher Kleinigkeit wir anderen Menschen helfen können. Überlassen wir das alles Gott. Der führt immer alles zum Guten.
Sie haben so viel zu geben. Viel mehr als nur Ihr Geld
Aber mit dem Geld hört es ja nicht auf. Wir haben so viel zu verschenken!
Sie haben
- Ihre Zeit,
- Ihre Aufmerksamkeit,
- Ihre Anteilnahme,
- Ihr Mitgefühl,
- Ihre Gebete,
- Ihre Fähigkeiten.
Fähigkeiten? Ja natürlich. Wenn Sie keine zwei linken Hände (so wie ich) haben, dann können Sie einem Nachbarn die Wohnung schön neu streichen. Wenn Sie Spaß am Backen haben, dann backen Sie einen leckeren Kuchen für eine Nachbarin, von der Sie wissen, daß die alleine ist (geht natürlich auch so: zwei Kuchen für eine Familie in der Nachbarschaft mit vielen Kindern). Wenn Sie gut mit Zahlen sind, dann helfen Sie jemandem bei dessen Steuererklärung. Und und und. Sie können gar nichts? Doch, Sie können auch. Bieten Sie in Ihrer Nachbarschaft jemandem, der es selber wegen seines Alters nicht mehr so gut kann, an, die Fenster zu putzen, die Wohnung zu putzen, einkaufen zu gehen, mit ihm oder ihr spazieren zu gehen…
Auch eine Idee: Kochen Sie lecker Essen für andere
Als mir die verzweifelte Trauer über den Tod von meinem Sohnemann bis zur Unterlippe stand, und ich Tage hatte, wo ich dachte, ich pack es nicht, da kamen manchmal wildfremde Leute an und brachten mir selbstgekochtes Essen. Tenor: ‚Na, Sie haben derzeit bestimmt andere Sorgen. Aber Sie müssen essen. Hier‘. Ich habe oft die Spaghetti mit Fleischklößchen (irgendwie scheint das _das_ Essen für Leute in Trauer zu sein; ich bekam das immer) weggeworfen, weil ich so fertig war, daß ich nichts essen konnte. Aber ich habe mich gefreut, daß irgendwo irgendwer an mich denkt.
Mögen Sie flambierte Aprikosen?
Muß erst einer sterben? Nein, kochen Sie doch was Leckeres. Gucken Sie sich in Ihrer Nachbarschaft jemanden aus, von dem Sie denken (oder wissen), daß er alleine ist oder wenig Geld hat oder wahrscheinlich nicht selber für sich gut kochen kann, bimmeln Sie mit Ihrer Plastikschüssel an der Wohnungstür: ‚Ich weiß ja nicht, aber ich hab von diesem Risotto zu viel gekocht. Vielleicht möchten Sie es essen. Schmeckt echt gut. Aber ich habe einfach zu viel gemacht‘. — Wer weiß, was alles daraus werden kann? Vielleicht sogar dies: Der alte Mann, dem Sie Ihr Durchschnitts-Risotto geben wollten, entpuppt sich als der ehemalige 2-Sterne-Koch von einem Luxushotel von Deutschlands Ostseeküste… fortan essen Sie einmal pro Woche mehr als lecker ein 4-Gänge-Menü mit flambierten Aprikosen zum Nachtisch. Sie essen gut; der alte Mann freut sich, weil er was zu tun hat, was er gut kann. Und Gott? Sie wissen, der führt immer alles zum Guten (Römer 8:28). Wir müssen uns nur mal auf den Weg machen und mit irgendwas anfangen.
Wenn man nix zu sagen hat, über’s Wetter kann man immer reden
Leben ältere Menschen in Ihrem Wohnhaus? Statt im Treppenhaus kurz nur das übliche “Hallo” abzudrücken, bleiben Sie mal stehen und reden fünf Minuten mit dem- oder derjenigen. Worüber Sie reden sollen? Meine Güte, über’s Wetter: ‚Kein schönes Wetter heute‘. Oder: ‚Haben Sie gestern Abend im Fernsehen … gesehen? Also das war ja was‘. Wer weiß, was sich aus solch einer kleinen Kontaktaufnahme alles entwickeln kann. Sie hören meintwegen, daß es Ihrem Nachbarn immer schwerer einfällt, einzukaufen. Herrliche Gelegenheit für Sie, indem Sie vorschlagen, daß Sie beim Einkaufen helfen können! Oder Sie hören, daß der Hund gestorben ist. Herrliche Gelegenheit für Sie vorzuschlagen, daß sie doch mal beide gemeinsam ins Tierheim fahren können.
Nachbar: ‚Ach wissen Sie, ich bin jetzt zu alt, ich will keinen Hund mehr‘
Sie: ‚Nur gucken. Wir können doch einfach mal schauen. Ist bestimmt schön. Und die Hunde freuen sich auch, wenn mal wer kommt. Wissen Sie was, morgen Nachmittag um drei. Was halten Sie davon. Ich klingel durch bei Ihnen und dann fahren wir mal hin. Was halten Sie davon. Ich hätte Spaß dran.‘
Bitte bedenken Sie: Sie können nicht eine 78-jährige Nachbarin auf dem Gepäckträger von Ihrem Fahrrad zum Tierheim gurken. Da müssen Sie sich schon eine gediegenere Transportmöglichkeit einfallen lassen.
Gott gibt gerne.
Genießen auch Sie den Spaß des Gebens
Wie schon erwähnt, kein schlechtes Gewissen, wenn Sie oft ein schlecht gelaunter Zeitgenosse sind, traurig und in sich gekehrt und wenig Anteilnahme für andere zeigend (hm, beschreibe ich mich da selber?) durchs Leben gehen. — Wir geben nicht, weil wir müssen. Gott braucht uns nicht, um andere Menschen reichlich zu beschenken. Wir geben, weil _wir_ davon profitieren.
Deshalb: Alles nur Ideen und Anregungen. Aber ich garantiere Ihnen, daß Sie am Geben und Anteilnehmen und Helfen mehr Freude haben werden als der Beschenkte.
Schlucken Sie keine Pillen, versuchen Sie nicht jeden Abend die Traurigkeit mit Bier zu ersäufen, füllen Sie nicht die depressive Leere in Ihrem Leben mit noch drei Stunden Fernseh gucken, sondern starten Sie Ihre kleinen Hilfsaktionen für Ihre Mitmenschen. — Sie werden sehen, anderen wie auch immer zu helfen, bringt eine Freude in Ihr Leben, die Sie nicht für möglich gehalten hätten.