Lies doch mal das Gleichnis vom verlorenen Schaf.
Ach, mein Gott, schon wieder? Das habe ich doch schon so oft gelesen.
Vielleicht findest du ja was Neues.
Na gut, mein Gott, wenn du das sagst.

Und so schlug ich die Seite mit Lukas Kapitel 15 in meiner Bibel auf und fing an (mal wieder) dieses Gleichnis zu lesen.

„Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: »Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹ Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.«“ (Lukas Kapitel 15, Verse 3-7; Neue Genfer Übersetzung)

Die Schafe in der Steppe

Ich sinnte (manche nennen es „meditieren“) über diese Verse nach und plötzlich fiel mir etwas auf. Die neunundneunzig Schafe, die nicht verloren sind, blieben in der Steppe (oder wie es in einer anderen Übersetzung heißt „in der Einöde“ – Menge Bibel) zurück. Aber als der Hirte das verlorene Schaf gefunden hatte, brachte er es nach Hause. Nicht zurück in die Steppe.

Und was ist mit den 99 Schafen in der Steppe? fragte ich meinen Gott.

Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Wie KTNJ-Stammleser wissen, ist meine geliebte Mama dieses Jahr verstorben. Nach vielen, vielen Jahren, in denen ich für ihre Errettung gebetet habe, hat meine Mama kurz vor ihrem irdischen Tod Jesus als ihren Retter angenommen. • Die ganze Geschichte können Sie in diesem Artikel lesen: Was soll ich Ihnen schreiben?

Meine Mama war das verlorene Schaf, welches Jesus gesucht hat, bis er sie gefunden hat. Und dann hat er sie nach Hause gebracht. Mich, aber, hat er in der Steppe zurückgelassen. Mich hat er hier auf Erden gelassen. Warum? Vielleicht damit ich anderen Menschen — wie Ihnen — von Jesus erzählen kann. Das hat nichts mit mir zu tun, sondern das können wir alle — Sie übrigens auch → Evangelisation vor der Haustür

Jesus hat mich nicht vergessen. Nein, er hat mich in der Steppe zurückgelassen, um meine Mama zu suchen. Um meine Mama zu retten. Ich fühlte mich nach dem Tod meiner Mutter so alleine. Mein Bruder ist weg. Mein Vater ist weg. Und meine Mutter — die immer gesagt hatte, dass sie und ich „über geblieben sind“ — war jetzt auch weg. Ja, jetzt bin ich ganz alleine, dachte ich.

Aber ich bin nicht alleine. Meine Mama ist in derselben Herde wie ich — die Herde von Jesus. Sie ist nur im Himmel (zu Hause) und ich bin hier auf Erden (in der Steppe). Auch ein schöner Gedanke: Ich bin gar nicht alleine, denn der Hirte hat neunundneunzig Schafe in der Steppe zurückgelassen. Ja, die anderen Jesus-Schäfchen (also andere Gläubige, die durch Jesus gerettet sind) sind auch meine Familie.

Und noch ein zweiter schöner Gedanke: Jesus hat den Jüngern gesagt, wenn er zum Vater zurückkehrt (also in den Himmel), dann lässt er sie nicht alleine, sondern er schickt den Helfer, den Heiligen Geist.

„Doch glaubt mir: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht von euch wegginge, käme der Helfer nicht zu euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden.“ (Jesus in Johannes Kapitel 16, Vers 7; Neue Genfer Übersetzung)

Okay, noch ein letzter, dritter Gedanke: Wir dürfen hier auf Erden wirken und helfen die Frohe Botschaft zu verbreiten. Und während wir hier auf Erden sind, bereitet Jesus schon einen Platz für uns vor. Und eines Tages wird er uns zu sich holen:

„Und wenn ich einen Platz für euch vorbereitet habe, werde ich wieder kommen und euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“ (Jesus in Johannes Kapitel 14, Vers 3; NGÜ)

Also, all das, um zu sagen: Auch wenn Sie jemanden verloren haben, wenn diese Person durch Jesus gerettet war, dann ist sie jetzt bei Jesus. Wir können uns mit Jesus freuen. Und gleichzeitig sind wir — die, die noch hier auf Erden sind — nicht alleine, vergessen. Nein, wir haben den Helfer, den Heiligen Geist. Und wir dürfen mit Gott die wichtigste Arbeit der Welt machen: Menschen von seinem Sohn, Jesus, erzählen. Herrlich.

Der Trost für meine Trauer

Nur weil ich eine christliche Website betreibe, heißt das nicht, dass ich nicht auch von den Lebensumständen hier auf Erden manchmal umgehauen werde. Ich habe meine Mama verloren. Ich brauche Trost von meinem Jesus.

Und mein Jesus — mein guter Hirte — hat mich getröstet. Nicht nur hat er meine Mama, das verlorene Schaf, mit nach Hause genommen, sondern er sagt, „Freut euch mit mir!“ Zu wem sagt er das wohl alles? Bestimmt zu meinem Bruder — ihrem Sohn — der vor Jahren gestorben ist und den sie nach all den Jahren endlich wiedersehen konnte.

Und er sagt es auch zu mir.

Freust du dich mit mir, meine Jule?
Worüber soll ich mich freuen, mein Jesus?
Deine Mama ist bei mir. Ich habe mein verlorenes Schaf gefunden. Ich habe sie nach Hause gebracht.
Ja, mein Jesus, da hast du Recht.
Also, freust du dich mit mir, meine geliebte Jule?
Oh ja, mein Jesus, du hast meine Gebete erhört. Du hast meine Mama gerettet. Ich freue mich, ich freue mich, ich freue mich.

Ich freue mich, dass sie für immer gerettet ist. Ich freue mich, dass ich sie eines Tages wiedersehen werde. Ich freue mich so sehr, dass sie nicht die Qualen der Hölle erleiden muss. Und noch viel mehr freue ich mich, dass sie sicher in den Händen der lieblichsten Person des Universums ist. Jesus.

Meine Trauer wird zur Freude (Johannes 16, 20).

Das P.S. bzw. mein (langer) kurzer Einschub

Ich will Ihnen ganz klar noch sagen, dass der Tod meiner Mutter nicht von Gott kommt. Nein, Tod und Krankheit kommen nicht von Gott. Gott hat meine Mama nicht krank gemacht. Gott hat meiner Mama nicht das Leben genommen. Ich weiß nicht, was in den letzten Momenten eines Lebens hier auf Erden passiert. Fragt Gott, ob die Person wieder zurück auf die Erde will und die Person, die vielleicht schon einen kleinen Vorgeschmack vom Himmel bekommen hat, springt lachend in Gottes Hände und freut sich auf die herrliche Ewigkeit mit ihrem Gott?

Mein Vater hat mir immer zwei Geschichten bezüglich des Todes erzählt. Die erste war über seine Oma (meine Uroma). Er schrieb folgendes über ihren irdischen Tod: „Als die Mutter meiner Mutter starb, kam sie noch einmal kurz zu vollem Bewußtsein, richtete sich auf ihrem Sterbebett auf und sagte zu meiner Mutter sinngemäß: ‚Ich mußte noch mal wiederkommen, um dir zu sagen, wie herrlich es ist. So wunderschön! Die Musik! Der Duft! Die Rosen! Diese wunderschönen Rosen! Es ist so herrlich!‘. Dann starb sie.“

Die zweite Geschichte war über seinen Vater (meinen Opa), der eigentlich nie wirklich an Gott oder Jesus geglaubt hat. Als er im Sterben lag, war er nicht mehr bei vollem Bewusstsein. Aber dann kurz vor seinem Tod hat er ein Kreuz auf den Handrücken seiner Frau — meiner Oma — gemalt. Ist Jesus ihm erschienen und hat ihm die Rettung angeboten?

Wir wissen nicht, was in den letzten Momenten passiert. Wir wissen nicht, ob Gott anbietet, dass diese Menschen nochmal zurückkommen können. Aber ich weiß, dass mein Gott meine Mutter nicht krank gemacht hat. Also denken Sie bitte nicht, ich sage, Jesus hat sie mit nach Hause genommen im Sinne von ihr das Leben zu nehmen. Ich erzähle Ihnen nur diese Geschichte in meinem persönlichen Glaubensleben, damit andere Menschen, die vielleicht auch Mitmenschen verloren haben, Hoffnung und Trost kriegen können, so wie Jesus mich getröstet hat. Meine Mama und ich — ja, alle Jesus-Schäfchen — sind in einer Herde. Manche von uns sind halt noch hier auf Erden — hier in der Steppe. Und manche sind schon zu Hause — im Himmel.

Lassen Sie uns — wir, die noch hier auf Erden sind — so viel wie möglich (vom Heiligen Geist geführt und in Gottes Gnade) tun, dass wir unseren Mitmenschen von Jesus erzählen. Sie wissen nie, was Ihre Worte und Taten für die Ewigkeit einer anderen Person bedeuten könnten.