Es schrieb mir jemand über seine „Ungewissheit, was genau Wahrheit oder Lüge ist“ im Bezug auf Aussagen in der Bibel. Denn „Worte kann man verdrehen, weglassen oder dazuschreiben“. Richtig. Lassen wir uns nicht verwirren. Abhilfe: Selber die Bibel lesen; nachdenken; Gott um Klärung und Weisheit bitten.
Denken wir in diesem Zusammenhang auch daran, daß systematisch die lesbare Bibel in Übersetzung in der jeweiligen Landessprache der Menschen für lange Zeit von organisierter Religion verhindert wurde. Meinen Sie, Gott hätte die weite Verbreitung seines Wortes verhindert? Wenn Gott nicht dahinter steckte, wer dann? Richtig.
Jesus selber hingegen hat darauf hingewiesen, daß uns die Lektüre seines Wortes frei macht (frei von Ängsten, Sorgen, Unterdrückung, Abhängigkeit, Irrwegen, Verwirrung…): „und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Jesus in Johannes Kapitel 8, Vers 32; Menge Bibel, 1939)
Vati, was ist mit dieser Bibelstelle?
Haben Sie schon damit begonnen, Ihren lieber Vater nur noch mit seinem Nachnamen anzusprechen? Und als der arme Mann sich gewundert hat, daß Sie plötzlich derartige Verhaltensweisen an den Tag legten, haben Sie seiner fragenden Verwunderung mit diesem Hinweis auf Jesus gekontert? „Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel.“ (Jesus in Matthäus Kapitel 23, Vers 9; Menge Bibel, 1939)
Rudern Sie zurück. Natürlich können, dürfen und sollen Sie Ihren Vater ‚Vater‘ nennen.
Beispiel: Jesus sagt „Ihr Schlangen! Ihr Söhne von Vipern!“ (Matthäus 23:33) — ach du meine Güte! Sagt er das zu uns Sündern? Nein, natürlich nicht. Wen nannte Jesus “Ihr Schlangen! Ihr Söhne von Vipern!”? So nannte Jesus die selbstgefälligen Menschen, die meinten, es durch eigene Anstrengung (Einhaltung der Gebote) zur Gerechtigkeit vor Gott zu schaffen. Ihr Schlangen! Ihr Söhne von Vipern! – Nannte Jesus Sünder Schlangenbrut und Otterngezücht?
Wie war der Kontext?
Hat Jesus vor Familien gepredigt und ihnen Hinweise auf die Ansprache der Eltern gegeben? Nein. Jesus sprach über das Verhalten der religiösen Führer und kritisierte sie. Konkret sagte Jesus zu den selbstgefälligen Religionsführern:
„Ihr aber sollt euch nicht ›Meister‹ nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch ›Lehrer (oder: Führer)‹ sollt ihr euch nicht nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer (oder: Führer), nämlich Christus. (Jesus in Matthäus Kapitel 23, Verse 8-10; Menge Bibel, 1939)
Aha. So macht das auf einmal Sinn und deckt sich mit dem Wesen von Gott und Jesus. Gott und Jesus würden uns niemals dazu auffordern, innige Bande zu anderen Menschen, insbesondere zu Vater und Mutter aufzukündigen. Im Gegenteil, wir sind von Gott aufgefordert, unseren Vater und unsere Mutter zu ehren: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird!“ (Exodus / 2. Mose Kapitel 20, Vers 12; Menge Bibel, 1939)
Beim Lesen der Bibel müssen wir also auch immer auf den Kontext achten. Wann hat wer zu wem gesprochen? In diesem Fall sprach Jesus über das von ihm kritisierte selbstgefällige Verhalten der Religionsführer (die übrigens später seinen Tod von der römischen Besatzungsmacht forderten). Jesus gab uns an der Bibelstelle nicht allgemeine Hinweise, wie wir unseren Vater oder unsere Mutter anzusprechen haben.
Was wollte Jesus damit sagen?
Wahre Autorität liegt bei Gott; nicht bei organisierter Religion. Wenn Jesus sagt(e), man solle religiöse Führer nicht als ‚Vater‘ ansprechen, dann ist damit gemeint, daß wir niemanden hier auf Erden die spirituelle Autorität geben sollen, sondern nur unserem uns liebenden himmlischen Vater.
Jesus sprach in Matthäus Kapitel 23, Verse 8-10, über religiöse Dinge, nicht über leibliche Bindungen, die in Exodus 20:12 (Ehre deine Eltern) das Thema sind.
Und schon kommt der Teufel mit der nächsten Verwirrung
Moment mal, denkt dann mancher, meine Eltern ehren? Du meine Güte, das tu‘ ich gar nicht richtig, ich komme in die Hölle. Nein, Sie kommen nicht in die Hölle, wenn Sie Jesus als Ihren Retter angenommen haben. Selbst wenn Sie Ihre Eltern hassen (was Sie nicht sollten; aber mal angenommen Sie täten das), dann wäre Ihnen auch diese Sünde durch die Gnade durch Jesus als Ihrem Retter vergeben.
Überlegen Sie bitte auch mal dieses: Kein Mensch ist perfekt. Und da die meisten Eltern Menschen sind, sind auch unsere Eltern nicht perfekt. Sie machten Fehler, aus Gedankenlosigkeit, weil sie es nicht besser wußten, oder sogar aus Bösartigkeit (ja, Menschen können auch mal böse werden; und da die meisten Eltern Menschen sind… Sie wissen schon). Und? Sie vergeben Ihren Eltern. Alles? Alles. Auch Jesus hat Ihnen _alles_ vergeben. Es fällt Ihnen schwer, Ihren Eltern zu vergeben? Arbeiten Sie dran.