(Kelkheim, 16.05.2013) Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono setze sich für religiöse Toleranz ein. Darum möchte ihm die Stiftung „Appeal of Conscience“ am 30. Mai den diesjährigen „World Statesman Award“ verleihen.
Das Geistlichen-Forum von Jakarta, Banten und Westjava, ein Zusammenschluss von christlichen Leitern, kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Präsident Yudhoyono kümmert es nicht, wenn in seinem Land Minderheitsreligionen unterdrückt werden. Das Forum führte im Mai einen Marsch von etwa 50 Personen aus christlichen und muslimischen Konfessionen zur US-Botschaft in Jakarta an, um dort ein Protestschreiben gegen die Entscheidung der Stiftung abzugeben, Yudhoyono zu würdigen.
Kein Preis für den Präsidenten der Intoleranz
„Er ist der Präsident der Intoleranz“, sagte Pfarrer Palti Panjaitan von der Batak Christian Protestant Filadelfia Church. Die „Appeal of Conscience“-Stiftung aus New York sieht sich selbst als „konfessionsübergreifende Koalition von führenden Geschäftsleuten und Religionsführern, die Frieden, Toleranz und die Lösung ethnischer Konflikte fördert.“
Mit dem jährlichen „World Statesman Award“ wurden unter anderem schon der kanadische Premierminister Stephen Harper, der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister Gordon Brown ausgezeichnet.
Der Koordinator des Geistlichen-Forums, Pfarrer Erwin Marbun, zeigte sich entsetzt, dass die Stiftung sich nun für Präsident Yudhoyono als nächsten Preisträger entschieden hat.
Christliche Kirchen sind in Indonesien immer wieder Bulldozern zum Opfer gefallen. Für den Nachrichtendienst AFP ist das ein Beleg für die „durch das Land fegende religiöse Intoleranz“.
Präsident Yudhoyono hält sich nicht an gültige Gesetze
„Tatsache ist, dass Präsident Yudhoyono das geltende Recht nicht durchsetzt“, so Pfarrer Marbun. „Sehen Sie sich nur die Schließung der Stätten der Anbetung an, sowohl bei uns Christen als auch bei islamischen Minderheiten.“ Die sich seit 2004 an der Macht befindende Yudhoyono-Regierung hat im Jahr 2006 Vorschriften für Religionsgemeinschaften herausgegeben. Möchte eine solche Gemeinschaft ein gottesdienstliches Gebäude errichten, müssen 60 Personen aus verschiedenen Religionen der Nachbarschaft per Unterschrift zustimmen, und es muss die Genehmigung des örtlichen Religionsamtes erlangt werden.
Kirchen werden geschlossen
Die Gemeinde in Bogor, westlich von Jakarta, hat seit Jahren mit örtlichen Beamten gekämpft, die ihre Kirche geschlossen haben. Trotz späterer Anweisungen von Seiten der Regierung, sie wieder zu öffnen, passierte nichts. Die Filadelfia-Gemeinde im nahe gelegenen Bekasi hat ein ähnliches Schicksal und hält Gottesdienste auf der Straße ab. Eine Kirche am Rand von Jakarta wurde im März auf Anweisung von örtlichen Beamten von städtischen Arbeitern eingerissen. In der indonesischen Provinz Aceh hat man bereits im vergangenen Jahr siebzehn Kirchen geschlossen.
Christen sind nicht die einzige bedrängte Minderheit
Ungefähr 14 Prozent der Einwohner Indonesiens sind Christen. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung gehört dem sunnitischen Islam an. Nicht nur christliche Minderheiten werden bedrängt. Im vergangenen August vertrieben etwa 500 Sunniten in der Nähe von Sampang am Ostende der Insel Java eine kleine Gruppe schiitischer Muslime. Zwei Personen wurden getötet. Danach plünderten hunderte von Radikalen eine Kommune der Minderheit der Ahmadiyah-Muslime. „Deshalb bitten wir die Appeal of Conscience Foundation die Preisverleihung um der Menschlichkeit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt willen zu überdenken“, sagte Pfarrer Marbun.
Menschenrechtsgruppe kritisiert Entscheidung der Stiftung
Auch die indonesische Human Rights Working Group kritisierte die Wahl Yudhoyonos für den Preis, denn der Präsident habe seine Beamten bis jetzt nie aufgefordert, entschieden gegen Intoleranz vorzugehen, gegen die Menschen, die „eindeutig die Verfassung verletzt haben“. Die 1965 von Rabbi Arthur Schneier eingerichtete Stiftung glaubt, dass Freiheit, Demokratie und Menschenrechte die Grundwerte sind, welche den Völkern der Welt die beste Hoffnung auf Frieden, Sicherheit und Anteil am Wohlstand geben. Ein Sprecher des Präsidenten reagierte prompt: „Die Intoleranz-Fälle sollten die Augen der Kommentatoren nicht davon abhalten, die vielen Fortschritte bei der Bildung indonesischer Werte unter seiner Präsidentschaft zu sehen.“ Die Stiftung hat für den 30. Mai eine Zeremonie angesetzt, um Yudhoyono den Preis offiziell zu überreichen.