(Open Doors) – Einen Monat nach dem Angriff auf die „Deeper Life Church“ (Kirche des tieferen Lebens) in Okene sind die Gemeindemitglieder noch immer traumatisiert.
Die Kirche in Eika-Adagu, einer Vorstadt von Okene im zentralnigerianischen Bundesstaat Kogi, steht nach wie vor leer; Kleider und Bibeln liegen auf dem stellenweise blutverschmierten Boden verteilt.
Während des Abendgebetes am Montag, dem 6. August 2012, griffen mehrere Männer die „Deeper Life Church“ an. Die Bewaffneten eröffneten im Inneren des Gotteshauses das Feuer auf die wehrlosen Beter. Mindestens 19 Menschen starben, darunter auch die Frau von Hilfspastor Stephen Imagejor.
Die beiden Töchter des Paares – Amen (12) und Juliet (9) – liegen mit Schussverletzungen im Krankenhaus.
Unter den Toten sind auch einige Christen muslimischer Herkunft.
Das Hilfswerk Open Doors hatte zum Gebet für die Familien der Opfer aufgerufen. In Nigeria unterhält es Projekte zur Stärkung der Christen. „Wir sind traumatisiert von diesem Angriff; es gibt keine Familie in dieser Gemeinde, die davon nicht betroffen ist“, teilte Pastor Imagejor dem Informationsdienst von Open Doors – „Open Doors News“ – mit.
Terror gegen Christen. Zwischen Rache und Vergebung
Die Situation unter den Mitgliedern der „Deeper Life Church“ in Okene ist seitdem angespannt. Besonders junge Christen fordern Vergeltung, sagten kirchliche Leiter „Open Doors News“. Pastor Imagejor besucht die Gemeindemitglieder und ermutigt sie, trotz der Verfolgung im Glauben standhaft zu bleiben.
„Als Gemeindeleiter bitten wir sie immer wieder, sich nicht zu rächen. Aber es ist möglich, dass wir sie nicht lange zurückhalten können. Die Dinge entgleiten uns“, ergänzt Emmanuel Egbunu, anglikanischer Erzbischof der nigerianischen Kirchenprovinz Lokoja und Vorsitzender der Abteilung des Christenverbandes von Nigeria in Kogi.
„Unsere Botschaft ist, dass wir uns nicht vom Bösen überwinden lassen, sondern das Böse mit Gutem überwinden, wie uns die Bibel lehrt.“
Terror durch Boko Haram
Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Doch Mitglieder der Gemeinde haben keinen Zweifel daran, dass die Täter zur radikal-islamischen Terrorgruppe „Boko Haram“ gehören. Der Angriff in Okene ähnele früheren Anschlägen durch die Terrorgruppe, so Erzbischof Egbunu.
In den vergangenen Monaten hatten Kämpfer der Boko Haram (zu Deutsch: westliche Erziehung ist Sünde) immer wieder Kirchen und Moscheen aber auch staatliche Einrichtungen wie Polizeistationen angegriffen.
Die selbst ernannten „Taliban Nigerias“ kämpft für die strenge Anwendung des islamischen Rechtes (Scharia) in Nigeria und lehnt jeglichen westlichen Lebensstil ab. Ihre Blutspur aus Anschlägen zieht sich durch mehrere Bundesstaaten und soll die Regierung destabilisieren.
Der Vertreibung der Christen aus dem „Haus des Islam“ – so bezeichnen die Islamisten den Norden Nigerias – soll dann die Errichtung eines islamischen Gottesstaates in Nigeria folgen. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors rückte Nigeria von Platz 23 (2011) auf den 13. Rang vor.
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